60 Jahre BFW Düren  – So entstand unser Berufsförderungswerk

BFW Düren fotografiert aus der Luft

Der Grundstein für viele Berufsförderungswerke

Als bundesweit erste Rehabilitations­stätte für Späterblindete wird 1960 in der Trägerschaft des RBV die Rheinische Umschulungsstätte (RHUST) im Gebäude des Annaheims eingerichtet.

1969 wurde das Arbeitsförderungsgesetz von der sozial-liberalen Koalition verabschiedet und damit der Grundstein für den bundesweiten Aufbau von insgesamt 18 Berufsförderungswerken gelegt. 1972 erreichte der „Ausschuss für Rehabilitation von blinden und wesentlich sehbehinderten Menschen“ den Bau von zwei zusätzlichen Berufsförderungswerken in Veitshöchstheim bei Würzburg und Düren. Am 18.02.1975 wurde in Düren auf dem Grundstück „Im Weyerfeld“ der Grundstein für unser BFW gelegt. Es nahm im September 1977 seinen Betrieb auf.

Der Umzug nach Düren

Die Zeit der Mehrbettzimmer und sanitären Gemeinschaftsanlagen war vorbei. Sportplatz, Sport-, Gymnastik- und Schwimmhalle, Cafeteria, Teeküchen und Freizeiträume auf allen Etagen standen jetzt den ca. 200 Rehabilitand*innen zur Verfügung. Internatsmitarbeitende machten Freizeitangebote für einen sinnvollen Ausgleich des Lernalltages. Mit dem neuen BFW wurden Orientierungs- und Mobilitäts-Trainings (mit dem Langstock) und das Erlernen lebenspraktischer Fertigkeiten als feste Bestandteile der blindentechnischen Grundausbildung etabliert. Seitdem gehören blinde Langstocknutzer zum Straßenbild der Dürener Innenstadt.

Die damalige Internatsleiterin und spätere Chefin des Sozialdienstes Karin Schubert (83) lebt noch heute im Mitarbeiterhaus des Berufsförderungswerkes. Sie erinnert sich gerne an den früheren Geschäftsführer Siegfried Wiedenlübbert. Der Umzug forderte sein ganzes Improvisations- und Organisationstalent. Immerhin zog man mit 100 Rehabilitand*innen um, und einen Tag später kamen 100 weitere hinzu, die von den Leistungsträgern neu zugewiesen worden waren. 

Übergangsweise zogen einige Rehabilitand*innen, die aus Platzmangel außerhalb der Rheinischen Umschulungsstätte im benachbarten Annaheim oder angemieteten Zimmern untergebracht waren, in das Mitarbeiterwohnheim. Da noch kein neues Mobiliar vorhanden war, wurde leihweise ein buntes Sammelsurium von verschiedenen sozialen Einrichtungen aus Düren zusammengestellt.

Auch die Lieferung des Speisesaal-Mobiliars ließ auf sich warten. Kurzerhand kündigte Herr Widenlübbert an, alle Teilnehmende auf Kosten des Lieferanten in das gehobene Restaurant der Stadthalle Düren einzuladen. Die Tische wurden punktgenau eine Stunde vor Beginn der Essensausgabe ins BFW geliefert. An der Spülmaschine stand der Geschäftsführer.

Reha im Wandel

Im Jahre 1976 wurden den Teilnehmenden in Düren die ersten Bildschirmlesegeräte zur Verfügung gestellt. 1983 wurde der Bereich „Elektronische Hilfsmittel“ eröffnet. Seit 1994 wird die Arbeit der Berufsförderungswerke an der Integration in den ersten Arbeitsmarkt gemessen. 2001 erfolgte die Einführung von Integrationsmaßnahmen mit individuellen Qualifizierungen und betrieblichen Phasen neben der traditionellen Umschulung. 2007 wurde in bundesweiter Zusammenarbeit der BFW das neue Reha-Modell entwickelt und 2009 trat die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft.

Weiterentwicklung in Europa

Das BFW Düren beteiligt sich seit den 1990ern am Netzwerk ENVITER (European Network for Vision Impairment Training Education & Research), in dem mittlerweile ca. 30 Einrichtungen aus 20 Ländern organisiert sind. Aus dem internationalen Austausch sind z. B. Plattformen für Arbeitsmedizin, Unterrichts- und Sportprojekte hervorgegangen. Tief beeindruckt sind die Gäste aus Düren von der Arbeit in Ländern wie Polen, Rumänien und Bulgarien, wo in Einrichtungen für blinde und sehbehinderte Menschen oft mit sehr wenigen Mitteln auf begrenztem Raum gearbeitet werden muss. Weitere Informationen finden Sie unter www.enviter.eu. Flexibel und unkonventionell wie damals stellen wir uns auch heute auf den stetigen Wandel ein.