„Freiwilliges Soziales Jahr oder Bundesfreiwilligendienst: Erstmal genug von Schule und Theorie? Auf der Suche nach einer sinn- und verantwortungsvollen Tätigkeit? Dann ist ein FSJ oder BFD bei uns im BFW genau das Richtige!“
Mit dieser Aufforderung wendet sich das BFW Düren auf seiner Homepage an junge Menschen, die Interesse an einer sozialen und sinnstiftenden Erfahrung haben und sich engagieren möchten.
Die beiden jungen Frauen, Lara Schneider und Emilia Zewe, die mir jetzt zum Gespräch gegenübersitzen, sind dieser Aufforderung im vergangenen Jahr gefolgt und absolvieren im BFW ein ebensolches Freiwilliges Soziales Jahr.
„Wir haben beide am Burgau Gymnasium unser Abitur gemacht und streben weiterführende Studien an“. Während Lara gerne soziale Arbeit studieren möchte, plant Emilia für die Zukunft ein Psychologiestudium.
Emilia: „Das FSJ ist für mich eine sehr sinnvolle Überbrückung bis zu meinem Studium. Meine Schwester hat auch das FSJ im Berufsförderungswerk absolviert und hat mir nur Positives davon berichtet. Meine Erfahrungen in den letzten Monaten bestätigen das, denn ich finde, dass ich hier im BFW in der Teilnehmerinformation ein sehr interessantes und sinnvolles Aufgabengebiet habe, das mich in meiner Entwicklung wirklich weiterbringt.“
Lara hatte den Plan, vor dem Studium praktische Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln zu wollen, nicht zuletzt als sinnvolle Vorbereitung auf ihr Studium. „Ich hatte mehrere Institutionen zur Auswahl, aber die Leute im BFW waren nach meiner Kontaktaufnahme so freundlich und offen und haben sich echt Zeit für mich genommen, so dass mir schnell klar war: Da möchte ich gerne hin.“
Aufgaben im FSJ: Teilnehmerinformation
Beide Frauen haben ihre Entscheidung nicht bereut, im Gegenteil. Sie sind in der Teilnehmerinformation des BFW eingebunden, kümmern sich hier um Freizeitangebote für die Rehabilitand*innen und Umschüler*innen. Das umfasst sowohl die Planung und die Vorbereitung wie auch die Umsetzung der verschiedenen Angebote. Das sind Freizeitaktivitäten, die im Hause stattfinden, wie z.B. Kochangebote, Vorlesestunden und Spaziergänge. Außerdem verschiedene Feste (Karneval, Sommerfest, Oktoberfest, etc.) und die Betreuung des Freizeitzentrums im BFW.
Auch die Planung und Durchführungen von Aktivitäten außerhalb des Hauses gehören zu den Aufgaben der beiden Frauen. Hierbei gibt es Veranstaltungen, die von den Teilnehmenden des BFW vorgeschlagen werden, ebenso wie Ideen von Emilia und Lara.
„Das können die unterschiedlichsten Sachen sein,“ sagt Emilia Zewe, „vom gemeinsamen Shoppen, über Restaurantbesuche, bis zu Besuchen der Maikirmes oder Veranstaltungen in der Dürener Innenstadt.“ Hierbei sind sorgfältige Planung und Vorbereitung wichtig, um die Aktivitäten für die überwiegend blinden oder seheingeschränkten Menschen interessant und nutzbar zu machen.
Unterstützung der blinden oder seheingeschränkten Teilnehmenden
„Wir hatten ja anfangs keine Erfahrung im Umgang mit seheingeschränkten und blinden Menschen und wussten nicht, was man da alles beachten muss. Dank der umfassenden Einarbeitung und Begleitung der beiden erfahrenen pädagogischen Mitarbeiter*innen, Hilde Berger und Arnd Klein, haben wir hier eine ganze Menge gelernt und wurden immer sicherer“, sagt Lara Schneider.
Aber auch die normalen Dinge des Alltags sind Themen, um die die beiden Dürenerinnen sich im BFW kümmern. Die meisten Teilnehmer*innen wohnen hier im BFW im Internat, da gibt es auch schon mal ganz banale Dinge des Alltags die zu regeln sind.
Dies sind kleinere Sachen, wie z.B. ein abgerissener Knopf an einer Bluse, Unterstützung beim Einkaufen oder Bestellungen in der Apotheke, aber auch größere Dinge, wie die Unterstützung bei der Planung der Heimreise am Wochenende. „Die Menschen hier haben für einen gewissen Zeitraum ihren Lebensmittelpunkt bei uns im BFW, also findet auch das ganze Leben mit allen schönen Dingen, aber auch mit Schwierigkeiten hier statt“, meint Emilia.
Lara ergänzt: „Das sind die Dinge, die uns beide hier auch menschlich sehr viel weitergebracht haben. Der Umgang mit vielen verschiedenen Menschen, auf die Leute zuzugehen, sie anzusprechen und da wo nötig und gewünscht, zu unterstützen. Anfangs waren wir beide recht zurückhaltend und schüchtern, das hat sich hier schnell gewandelt. Heute sind wir viel aktiver in der Kommunikation und gehen auf die Leute zu.“
Zudem habe die Zeit im BFW ihr Verständnis für Menschen mit Handicap sehr positiv beeinflusst und auch ihre Zivilcourage gestärkt. Heute treten beide aktiver für Menschen mit Einschränkungen ein. Speziell zum Thema Blindheit und Seheinschränkungen waren beide Frauen überrascht, wie viele Unterschiede es da gibt. „Sehbehinderung ist nicht gleich Sehbehinderung und kann sehr unterschiedlich auftreten und auch ganz verschiedene Auswirkungen auf den Alltag haben. Nicht zuletzt die Selbsterfahrung mit verschiedenen Simulationsbrillen hat hier bei uns zu tieferem Verständnis beigetragen“, meint Lara Schneider. Im August endet das Freiwillige Soziale Jahr für Emilia und Lara. Die Zeit im BFW neigt sich dem Ende entgegen und beide finden es schade, dass das Jahr dann bereits vorbei sein wird. „Was bleibt sind aber die vielen positiven und wichtigen Erfahrungen, die wir hier haben sammeln können sowie die ganzen spannenden Begegnungen mit den verschiedenen Menschen hier im BFW – das werden wir auf jeden Fall vermissen!“