Wie gelingt Teilhabe im Berufsleben für blinde und sehbehinderte Menschen? Eine Antwort darauf geben der Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Integrationsfachdienst Sehen (IFD Sehen) und das Berufsförderungswerk (BFW) Düren – die gemeinsam ein starkes Netzwerk für Inklusion bilden. Beim jährlichen Austauschtreffen am 18. September wurde deutlich: Inklusion ist Teamarbeit und braucht starke Partner mit einer gemeinsamen Vision. Unter diesen Voraussetzungen wurde reflektiert, an welchen Schnittstellen es gut läuft, wo es noch Verbesserungspotenzial gibt und welche Projekte in Zukunft umgesetzt werden sollen.
„Es ist wertvoll, mal aus dem Alltag herauszutreten und gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen des BFW Düren auf unsere Arbeit zu schauen“, sagte Daniel Radermacher, fachlicher Leiter des IFD Sehen.
Drei Partner – ein Ziel: Berufliche Teilhabe ermöglichen
Die Zusammenarbeit zwischen IFD Sehen, BFW Düren und dem LVR ist ein Beispiel für gelebte Inklusion. Jeder Partner bringt eine eigene Perspektive und Expertise ein – gemeinsam entsteht ein starkes Unterstützungsnetzwerk für blinde und sehbehinderte Menschen im Arbeitsleben:
Der IFD Sehen begleitet Menschen individuell im Arbeitsalltag – ob beim Einstieg in den Beruf, bei Konflikten im Betrieb oder bei der Beantragung von Hilfsmitteln.
Das BFW Düren bietet berufliche Reha, praxisnahe Schulungen, Trainings und Hilfsmittelberatungen sowie individuelle Arbeitsplatzanpassungen.
Der LVR (Landschaftsverband Rheinland) stellt die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen bereit, beauftragt den IFD Sehen und fördert die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Das Ergebnis: Ein vernetztes System, in dem Beratung, Qualifizierung und technische Ausstattung Hand in Hand greifen – immer mit dem Ziel, Teilhabe am Arbeitsleben nachhaltig zu sichern und Inklusion mit diesem Netzwerk zu fördern.
Unterstützung, die ankommt – drei konkrete Beispiele:
Beispiel 1: Arbeitsplatzanpassung nach einem Arbeitsunfall
Nach einem Arbeitsunfall steht oft die Frage im Raum: Wie kann der bisherige Arbeitsplatz an eine neue Sehbehinderung angepasst werden?
In solchen Fällen kann sich die betroffene Person direkt an den IFD Sehen wenden. Dieser prüft gemeinsam mit dem Arbeitgeber, welche Anpassungen notwendig sind – etwa spezielle Bildschirmlesegeräte, Vergrößerungssoftware oder ergonomische Hilfsmittel.
Um die technische Umsetzung optimal zu gestalten, greift der IFD Sehen auf die technischen Berater des BFW Düren zurück. Diese bringen ihr Fachwissen zu Assistenzsystemen und spezieller Software ein und können die Ausstattung direkt am Arbeitsplatz installieren und einweisen. So wird sichergestellt, dass die Betroffenen ihre Tätigkeit weiterhin erfolgreich ausüben können.
Beispiel 2: Eignungsabklärung und berufliche Neuorientierung
Wenn aufgrund einer Erkrankung der bisherige Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann, kann der IFD Sehen seinen Klienten eine Eignungsabklärung im BFW Düren empfehlen.
Dabei wird überprüft, welche Tätigkeiten aufgrund der neuen gesundheitlichen Situation realistisch und sinnvoll sind. Die Ergebnisse dieser Abklärung fließen direkt in die Planung einer neuen beruflichen Perspektive ein – beispielsweise in Form einer Umschulung oder Qualifizierungsmaßnahme im BFW Düren.
So entsteht ein individueller Weg, der sowohl die Fähigkeiten als auch die gesundheitlichen Voraussetzungen der betroffenen Person berücksichtigt.
Beispiel 3: Nachbetreuung und Job-Coaching nach der Maßnahme
Nach einer erfolgreichen Qualifizierung im BFW Düren folgt oft der Einstieg in ein neues Arbeitsverhältnis. Während der ersten sechs Monate begleitet die Vermittlungsfachkraft des BFW Düren die Teilnehmenden weiterhin im Rahmen der Nachbetreuung – insbesondere auch während der Probezeit.
Sollten sich jedoch nach Ablauf der Probezeit neue Herausforderungen am Arbeitsplatz ergeben, kann der IFD Sehen wieder hinzugezogen werden und ein Job-Coaching initiieren. Dabei wird individuell geprüft, wie die betroffene Person dauerhaft im Beruf stabilisiert werden kann – beispielsweise durch Trainings im Umgang mit Hilfsmitteln, Kommunikationsunterstützung im Team oder Anpassungen der Arbeitsorganisation.
Gemeinsam stärker – für gelebte Inklusion
Inklusion ist kein Einzelprojekt – sondern ein gemeinsamer Weg, den man am besten im starken Expertenteam und einem breit aufgestellten Netzwerk geht.
Der jährliche Austauschtag zeigt eindrucksvoll: Wenn Fachwissen, Praxiserfahrung und strukturelle Unterstützung verzahnt sind, entstehen Lösungen, die Menschen wirklich weiterbringen. „Am Ende geht es darum, dass unsere Klientinnen und Klienten ein gutes Leben führen können – mit Arbeit, die zu ihnen passt“, so der gemeinsame Tenor von BFW, IFD Sehen und LVR.
