Gastbeitrag der Schülerschaft der Orthoptik Düsseldorf
Sehen und gesehen werden
Als Auszubildende der Orthoptik Düsseldorf hatten wir kürzlich die Gelegenheit, das Berufsförderungswerk (BFW) in Düren zu besuchen – um Einblicke in die berufliche Rehabilitation und vielfältige Tätigkeitsfelder im Bereich Sehbehinderung zu bekommen.
Unterstützung auf dem Weg zurück in den Beruf
Oft hat der Verlust der Sehschärfe so erhebliche Folgen für Betroffene, dass der bisherige Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. Genau hier setzt das BFW an: mit vielfältigen Unterstützungsangeboten für sehbehinderte und blinde Menschen, umfassender Rehabilitation und gezieltem Neu-Erlernen von Fähigkeiten.
Das Besondere am Berufsförderungswerk Düren ist, dass sowohl interne als auch externe Betroffene betreut werden. Die internen Teilnehmer wohnen während der bis zu dreijähriger Umschulung im angeschlossenen Internat auf dem Gelände. So haben sie die Möglichkeit, sich voll auf ihre Ausbildung zu konzentrieren. Externe Teilnehmer hingegen werden zuhause besucht und erhalten ein individuelles Training, zum Beispiel im Umgang mit dem Langstock, um sich im eigenen Umfeld sicherer bewegen zu können.
Alltagshilfen im Fokus: Sehhilfen, Trainings und Beratung
Unser Besuch begann mit einem Einblick in den Bereich „Sehhilfen“. Hier durften wir verschiedene Hilfsmittel kennenlernen, die Menschen mit Sehbehinderung helfen, ihre verbliebene Sehfähigkeit bestmöglich zu nutzen. Von vergrößernden Sehhilfen, wie Lupen oder elektronischen Lesegeräten bis hin zu Spezialmonitoren – wir erfuhren, wie wichtig die maßgeschneiderte Beratung und Anpassung ist, um den Alltag und die Arbeit zu erleichtern.
Im zweiten Teil des Tages stand das Mobilitätstraining mit dem Langstock auf dem Programm. Der Beginn des Mobilitätstrainings mit dem Langstock ist für viele erblindete oder stark sehbehinderte Menschen ein großer Schritt – oft begleitet von gemischten Gefühlen. Nicht selten werden sie von Familie, Freunden oder sogar Fremden überrascht angesprochen mit Sätzen wie „Ich wusste gar nicht, dass es so schlimm ist“. Zudem müssen sie sich in der Öffentlichkeit oft durch sichtbare Kennzeichnungen wie gelbe Armbinden mit den drei Blindenpunkten, dem Langstock oder einem Blindenhund zu ihrer Sehbehinderung „bekennen“. Für viele ist das unangenehm und eine ständige Erinnerung an ihre neue Lebenssituation.
Wichtig ist deshalb ein respektvoller Umgang: Betroffene sollten nicht einfach am Arm genommen oder übermäßig betreut werden, sondern nur dann Hilfe erhalten, wenn sie diese auch wünschen. Unter Anleitung der Trainerin konnten wir selbst ausprobieren, wie man den Langstock effektiv einsetzt, um Hindernisse zu erkennen und sich sicher von A nach B zu bewegen. Während des Trainings haben wir außerdem gelernt, wie blinde Menschen sich in schwierigen Alltagssituationen orientieren – etwa an Kreuzungen ohne blindengerechte Ampeln. Für viele Betroffene ist dieses Training ein entscheidender Schritt zurück in die Selbstständigkeit und die berufliche Wiedereingliederung.
Warum Einrichtungen wie das BFW Düren so wichtig sind
Es ist wichtig, Menschen mit Sehbehinderung Einrichtungen wie das Berufsförderungswerk Düren zu empfehlen, weil sie hier umfassende Unterstützung erhalten, die weit über eine optische Hilfsmittelberatung hinausgeht. Das BFW bietet individuell abgestimmte Trainings, professionelle Begleitung und ein Netzwerk, das Betroffene befähigt, neue berufliche Wege zu gehen und im Alltag selbstständiger zu werden. Gerade in einer so herausfordernden Lebensphase kann diese gezielte Förderung entscheidend sein, um Mut zu fassen, Ängste zu überwinden und wieder aktiv am Berufsleben teilzunehmen.
Der Ausflug hat uns nicht nur fachlich bereichert, sondern auch unser Verständnis dafür vertieft, wie vielschichtig die Rehabilitation für Menschen mit Sehbehinderung ist.