Zeitliche Entwicklung der Hilfsmittel für Blinde

Brennglas auf altem Schriftstück

Vom Brennglas zur Braillezeile

Barrierefreie Websites, Voice Controls und Vorlesekameras – heutzutage gibt es eine Reihe an Tools, die blinden und sehbehinderten Menschen im Alltag und Beruf aushelfen. Allerdings wurden bereits im 10. Jahrhundert Hilfsmittel entwickelt und genutzt, um für blinde und sehbehinderte Menschen eine Teilhabe am gesellschaftlichen oder auch beruflichen Leben gewährleisten zu können. Im Folgenden eine zeitliche Übersicht über ihre Entwicklung.

Die Entwicklung der ersten Hilfsmittel

Der Mathematiker, Optiker und Astronom al-Hasan ibn al-Haitham, kurz Alhazen, erfand im 10. Jahrhundert die Lupe, nachdem er in der Natur die vergrößernde Wirkung von Wassertropfen beobachtet hatte. Diese Technik wurde im 13. Jahrhundert weiterentwickelt, das sogenannte Brennglas wurde damals in der Toskana zur Brille.

1825 wurde die Brailleschrift (auch Blinden- oder Punktschrift) von dem 16-jährigen Franzosen Louis Braille entwickelt, der im Alter von drei Jahren erblindet war. Er schuf ein völlig neues, auf sechs tastbaren Punkten beruhendes System.

1899 erfand der Deutsche, Oskar Picht, die erste Punktschriftmaschine und seit 1920 wurden in England, Frankreich, Japan und in den USA sogenannte Blinden- oder Langstöcke entwickelt. Beweggrund hierfür war der aufkommende Autoverkehr und die damit zunehmende Gefährdung blinder Menschen.

Mitte der 1940er-Jahre entwickelte der amerikanische Unteroffizier und spätere Augenarzt Richard Edwin Hoover unter dem Eindruck der Kriegsblinden die sogenannte Hoover-Langstock-Technik, auch Tipp-Technik, und begründete damit das Mobilitätstraining.

Der Beginn von digitalen Hilfsmitteln

1975 wurde an der Universität Dortmund die Braillezeile entwickelt, ein Ausgabegerät, mit dem blinde Menschen Texte am PC auslesen können. Anfangs diente sie zur Anzeige der Ergebnisse von Taschenrechnern. Seit 1985 sind alle Bildschirminhalte im Textmodus lesbar. Heute wird die Braillezeile via WLAN, Bluetooth oder USB mit dem PC verbunden.

Seit 1999 liest ein sogenannter Screenreader (Bildschirmvorleser) alle Bildschirminhalte – grafische Menüs, Auswahlboxen usw. – vor und gibt sie zusätzlich taktil über die Braillezeile wieder. Damit ist die gesamte Benutzeroberfläche inklusive Internet für blinde Menschen bedienbar.

Seit ca. 10 Jahren lassen sich Smartphones und Tablets über Sprache steuern. Mit entsprechender Software und Apps dienen sie blinden und sehbehinderten Menschen als mobile Multifunktionsgeräte. Lupe, Taschenlampe oder Navigationsgerät, Einkaufszettel, Adressbuch, Kalender, Nachrichtenverwaltung und Mediathek sind hiermit gute Alltagshelfer für Menschen mit Seheinschränkung.

Seit etwa vier Jahren gibt es zudem Vorlesekameras, die magnetisch auf dem Bügel einer Brille fixiert, offline und kabellos von jeder Oberfläche in Echtzeit Texte aus Zeitungen, Büchern, von Computer- und Smartphone-Bildschirmen, Restaurantmenüs, Etiketten auf Supermarktprodukten oder Straßenschilder vorlesen. All diese Informationsträger werden mit der kleinen Kamera, die auf Wunsch mit dem Smartphone verbunden werden kann, sofort durch die Sprachausgabe zugänglich. Weitere Merkmale sind die Gesichtserkennung und die Identifizierung von Konsumgütern, Farben und Geldscheinen.

Wohin die Zukunft uns bringt, welche weiteren Unterstützungsmöglichkeiten sich durch Virtual Reality, Augmented Reality und durch Künstliche Intelligenz noch ergeben? Wir sind gespannt!

Sicher ist, seit sechs Jahrzehnten begleitet das BFW Düren seine Teilnehmenden immer am Puls der Zeit, stets mit aktuellen Hilfsmitteln und Begeisterung für die Menschen. Wir helfen dabei nicht nur bei Neuorientierung oder mit Weiterbildungsmöglichkeiten, sondern z. B. auch bei der Ausstattung Ihres Arbeitsplatzes.