Navigationshilfen für Blinde: Kompass als Wegweiser

Mehrere Möglichkeiten zur Navigation

Bildunterschrift: Teil der Schulung in Orientierung und Mobilität

Sich im Alltag ohne fremde Hilfe fortbewegen und orientieren zu können, ist für sehende Menschen eine Selbstverständlichkeit. Doch wie meistern blinde und sehbehinderte Menschen diese Aufgabe ohne fremde Hilfe? Blindheit oder eine Sehbehinderung schränken die Fähigkeit zur selbständigen Orientierung und Fortbewegung in hohem Maße ein. Davon hängt auch die Mobilität der betroffenen Menschen stark ab. Zum Glück gibt es viele Hilfsmittel, die neben Langstock und Co. eine verlässliche Stütze im Alltag sein können.

Kompass als Hilfsmittel zur Orientierung im Alltag

Blinde Person mit Langstock ist ab den Beinen zu sehen und läuft durch einen Park.
Quelle: pexels / Mart Production

Kompasse sind heutzutage nicht nur auf See im Einsatz – für blinde und sehbehinderte Menschen können sie die Orientierung im Alltag erleichtern. Hier gibt es verschiedene Hilfsmittel, die auf demselben Prinzip aufbauen: Braille-Kompasse, Orientierungsgürtel sowie spezielle Apps auf dem Smartphone. So können Alltagswege leichter bewältigt und eine selbstständige und sichere Orientierung gewährleistet werden.

Smartphone-Kompass vs. Taschenkompass

Das Smartphone bietet verschiedene Apps für Kompasse, die sowohl für blinde (Sprachausgabe) als auch für sehbehinderte Menschen (simple Darstellung, groß und kontrastreich) sehr hilfreich sind.
Für Menschen ohne Smartphone gibt es z. B. einen sehr einfach zu bedienenden, elektronischen Taschenkompass mit Datum und Zeitfunktion. Informationen werden durch akustische Signale und/oder Vibrationen ausgegeben, so dass er auch von hörgeschädigten Menschen genutzt werden kann. Taktile Markierungen auf der Rückseite des Gerätes helfen beim Erkennen von Banknoten.

Orientierungsgürtel mit Vibration

Alternativ gibt es auch sogenannte Orientierungsgürtel, die mit  Vibration arbeiten und Signale senden. So bleibt die Hand, die nicht durch den Langstock belegt ist, frei, und das Hören wird nicht durch akustische Informationen gestört. Darüber hinaus werden die Signale nicht nur auf Abruf, sondern permanent gesendet und empfangen.

Richtungsänderungen wie bei langgezogenen Ecken oder Kurven, die ansonsten für blinde Menschen nicht oder nur schwer wahrnehmbar sind, werden dadurch bewusst wahrgenommen.

Vorteile eines Kompasses zur Orientierung:

Der spezielle Kompass hilft dabei, Richtungen gezielt zu halten. Wenn es keine akustischen Richtungsgeber gibt (z. B. bei großen Plätzen) oder die Person aufgrund zusätzlicher Einschränkungen diese nicht ausnutzen kann, ermöglicht ein Kompass Ausrichtungsprozesse und das Halten einer Richtung.

Dies ist z. B. in bestimmten Konstellationen notwendig:

  • Bei einfachen Straßenüberquerungen und Überquerungen an ampelgeregelten Kreuzungen, um nicht auf die Fahrbahn der parallel verlaufenden Straße zu kommen.
  • Beim Durchlaufen von breiten Fußgängerzonen bzw. beim Überqueren von großen Plätzen.

Auch kann nach einer Drehung die ursprüngliche Ausrichtung schnell wiedergefunden werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass es hierfür teils keiner hohen kognitiven Fähigkeiten bedarf, sondern mit Übungen ein zunehmend intuitives Wissen aufgebaut werden kann.

Schulung in Orientierung und Mobilität am BFW Düren

Mit den verschiedenen Kompass-Hilfsmitteln können Orientierungsprobleme gelöst und Hürden in der eigenständigen Mobilität überwunden werden. Helfen kann allerdings auch ein gezieltes Mobilitätstraining, was z. B. am BFW Düren angeboten wird. Hier werden ein sicherer Umgang mit dem Langstock sowie Orientierung in Gebäuden und die Nutzung von Verkehrsmitteln trainiert. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, verschiedene Hilfsmittel auszuprobieren.

Fazit

Blinde und sehbehinderte Menschen sind in ihrem Alltag auf Hilfsmittel angewiesen, die Ihnen Orientierung geben und gleichzeitig ihre Selbstständigkeit fördern. Das fängt beim Langstock an und geht über Orientierungsgürtel bis hin zu smarten Apps. Sie sind nicht nur eine große Hilfe und tragen zur besseren Lebensqualität sehbehinderter, blinder und taubblinder Menschen bei, sondern  auch zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer*innen.