Blindenführhunde: So können sie helfen

Ein Mann ist ab der Brust abwärts zu sehen, in einer dunklen Daunenjacke und einer Jeans. Er hat einen Blindenführhud an der Leine und ist mit ihm auf einer Wiese spazieren. Der Hund hat helles Fell und trägt ein Halfter mit der Aufschrift "I´m blind".

Der Blindenhund – oder Blindenführhund, wie es in der Fachsprache heißt – führt Menschen mit Sehbehinderung durch den Alltag und öffentlichen Verkehr. Sie sind speziell ausgebildete Assistenzhunde, die die Menschen unterstützen und zu einem selbstbestimmten Leben beitragen. Sie dienen sogar als anerkanntes, medizinisches Hilfsmittel.

Blindenführhund-Ausbildung in Deutschland

Seit mehr als 100 Jahren gibt es mittlerweile in Deutschland Ausbildungen für Blindenführhunde – im Oktober 1916 übergab nämlich der Deutsche Verein für Sanitätshunde den ersten systematisch ausgebildeten Blindenführhund an Paul Feyen, einen im ersten Weltkrieg erblindeten Soldaten. Heute werden nach Schätzungen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes (DBSV) jährlich rund 300 Blindenführhunde ausgebildet.

Die Ausbildung ist vielfältig und darf bei Hunden im Alter von 15 Monaten beginnen. Bevor sie startet, muss sowohl die Gesundheit des Hundes überprüft als auch ein Wesenstest absolviert werden. Es wird beispielsweise überprüft, ob der Hund dem Menschen freundlich zugewandt ist, sich überall berühren und anstandslos das Geschirr umlegen lässt.

Sie erlernen während der Ausbildung etwa 40 Hörzeichen, wozu z. B. “links”, “rechts”, “Ampel” oder “such Eingang” zählen. Außerdem können sie Zebrastreifen, Bordsteine oder Gefahren wie Baustellen erkennen und ihre Besitzer beispielsweise zu freien Sitzplätzen im Zug oder im Bus bringen.  

Die Prüfung zum Begleithund wird am Ende von Hund und Halter*in gemeinsam bestritten. Etwa 1-2% der blinden und sehbehinderten Menschen besitzen übrigens in Deutschland einen solchen Hund.

Ein Hund mit hellem Fell (Rasse: Goldener Retriever) liegt auf einer Wiese und schaut in die Ferne. Er trägt ein schwarzes Halsband. Im Hintergrund sind Holzstämme zu sehen.

Fähigkeiten eines Blindenführhundes

Eine nicht betroffene Person kann sich kaum vorstellen, was Blindenführhunde täglich für ihre Halter*innen tun. Sie sind nicht nur Vertrauter und Freund für die Betroffenen, sondern machen das Leben deutlich lebenswerter und sicherer. Dabei sind die Blindenführhunde sehr sozialkompetent und intelligent.

Neben der Vielzahl von erlernten Hörzeichen werden die Hunde auch besonders darauf trainiert, seine Augen als Ergänzung zu Nase und Gehör einzusetzen. Denn für den Hund ist für gewöhnlich die Nase die präferierte Orientierungshilfe. Daher ist es eine besondere Fähigkeit, dass Blindenführhunde das räumliche Sehen beherrschen, um den Menschen auf Gefahren hinzuweisen.

Wie kann ich als blinde Person einen Blindenführhund beantragen?

Die Entscheidung für einen Blindenführhund sollte gut überlegt und vorbereitet getroffen werden. Zum einen zum Wohl des Tieres als auch deshalb, weil die Kosten für den Kostenträger nicht unerheblich sind. Daher ist es wie für jeden, der sich einen Hund anschaffen möchte, ratsam, sich im Vorfeld mit möglichen Vor- und Nachteilen auseinanderzusetzen. Der Beantragungsprozess ist dann durch mehrere Schritte gekennzeichnet. Einen ersten Überblick gibt die folgende Liste, die auch auf der Website von Deutsche Blindenführhunde e. V. zu finden ist:

  1. Feststellung der hochgradigen Sehbehinderung oder Blindheit durch das Versorgungsamt.
  2. Hilfsmittelrezept vom Augenarzt für ein Blindenlangstock in Verbindung mit einem Hilfsmittelrezept für ein Orientierungs- und Mobilitätstraining (O&M Training)
  3. Absolvierung des O&M-Trainings
  4. Ausstellung Hilfsmittelrezept über einen Blindenführhund durch den Augenarzt
  5. Einholung eines Kostenvoranschlags bei einer Blindenführhundschule
  6. Antrag bei dem zuständigen Kostenträger (meistens gesetzliche Krankenkasse)
  7. Überprüfung durch den Kostenträger, ob die Voraussetzungen erfüllt sind
  8. Genehmigung durch den Kostenträger

Nicht ablenken, nicht anfassen, Zutritt gewähren!

Diese drei Grundregeln sollte man sich im Hinterkopf behalten, wenn man einem Blindenführhund begegnet. Sie sind nämlich höchstkonzentriert, um die Sicherheit der Hundehalter*innen stetig zu gewährleisten.

Plötzliches Streicheln kann dazu führen, dass sie gestört werden. Kannst du der Versuchung nicht widerstehen, solltest du — egal ob es sich um Assistenzhunde oder andere Hunde handelt — immer erst die Halter*innen um Erlaubnis fragen!

Im Rahmen der Woche des Sehens 2023 erzählt Hundehalterin Lisa von ihren Erfahrungen mit ihrem Blindenführhund Harry:

(Link zum Beitrag)